Scolaire – hol die Sonne in die Schule
Seit 2002 besteht am Deutsch-Französischen Gymnasium Freiburg ein „Solarverein“ zur Förderung regenerativer Energien. Bewusstseinsbildung in der Schülerschaft und eigene Solaranlagen auf dem Schuldach halten die engagierten SchülerInnen auf Trab. / Von Judith Kluthe und Linda Kiel, Schülerinnen am DFG
Der Solarverein betrieb anfangs eine 1,2 Kilowatt peak (kWp) Anlage auf dem Dach der Schule. Zur Erweiterung dieser Anlage gründete sich eigens die Schüler-AG „Scolaire“. Der Solarverein fungiert als Träger der Anlage und Aufsichtsorgan von „Scolaire“. Für Mitglieder unserer Schulgemeinschaft soll dieses Projekt identitätsstiftend wirken; den SchülerInnen werden darüber hinaus Zusammenhänge zwischen ökologischem und wirtschaftlichem Denken vermittelt. Zu Beginn des Jahres 2008 suchte man in Klassen ab Klassenstufe 9 / 3ème nach engagierten umweltbewussten SchülerInnen, die sich dafür einsetzen wollten, die kleine Solaranlage zu einer großen zu machen. Seither arbeiten drei verschiedene Untergruppen an der Verwirklichung des Zieles. Die einen beschäftigen sich mit finanziellen und betriebswirtschaftlichen Fragen (Kapitalbeschaffung, Steuern, Geschäftsformen etc), andere erörtern und klären technische Möglichkeiten und bauliche Voraussetzungen. Eine dritte Gruppe befasst sich mit Namensgebung, Logo, Erstellung eines Flyers , Pressearbeit , Erstellung und Verwaltung der Homepage (www.scolaire.de).
Zunächst suchten wir Investoren und trafen Absprachen mit der Stadt Freiburg. Wir verglichen Anlagentypen und bestellten die geeigneten Module. Am 6. November 2008 begann dann die praktische
Arbeit wie Matten schneiden, Steine schleppen und Module montieren, alles unter Anleitung der Photovoltaikingenieure Hoch. Am 6. Dezember ging unsere neue 33-kWp-Anlage ans Netz. Eine feierliche Einweihung fand am 23. Januar 2009 statt. Zu unserer großen Freude übernahm die Bundestagsabgeordnete Kerstin Andrae die Schirmherrschaft.Nachdem Scolaire die Solaranlage auf dem Altbaudach erfolgreich errichtet hatte, verließen einige Abiturienten die Schule und konnten somit nicht mehr aktiv teilnehmen. Bald stellte sich die Nachwuchsfrage: Was würde mit Scolaire passieren, wenn auch die Nachhut der Gründergeneration Abitur machte? Die Scolini Idee entstand. Eine Möglichkeit
für Schüler der 5. bis 8. Klassen, sich mit dem Thema Energie und Umwelt auseinanderzusetzen, unser Wissen weiterzugeben und Scolaires Zukunft zu garantieren. Ältere Schüler sollen den jüngeren Basiswissen vermitteln (Was ist Energie? Was heißt Nachhaltigkeit? etc.) Durch einen erfolgreich absolvierten Test wird man zu einem echten Scolini. Zu seinen Aufgaben gehört es, „Energiedetektiv“ zu sein. Seit 2010 sieht man Scolinis in ihren Scolini-Shirts und mit Energie-Checklisten bewaffnet durch DFG-Klassenzimmer schleichen, immer auf der Suche nach Energieeinsparmöglichkeiten.
2009 begannen wir, unsere PVAnlage erneut auszubauen. Auf dem Dach des Neubaus sollte eine 21 kWp-Anlage entstehen. Im Unterschied zur ersten Anlage, bei der wir Dünnschichtmodule verwendet hatten, entschieden wir uns für polykristalline Module. In Zukunft wollen wir die Effizienz der unterschiedlichen Typen vergleichen. Die Finanzierung gelang ausschließlich über Darlehen aus der Elternschaft. Nach Abschluss der Arbeiten im Juli 2010 konnten wir stolz feststellen: Zwischen
Oktober 2008 und Juli 2010 haben wir insgesamt 55 kWp ans Netz gebracht! Die Investitionssumme beträgt circa 250.000 Euro, 100.000 Euro kamen von der KfWBank, für die restlichen 150.000
wurden Investoren gefunden. Bis jetzt sind etwa 80 Tonnen CO2vermieden worden. Das ist deutlich
mehr, als ein Mittelklassewagen ausstößt, wenn er die Erde umrundet.
Immer wieder besuchen uns Vertreter französischer Schulen, um sich vor Ort über uns zu informieren und möglicherweise selbst ähnliche Projekte zu verwirklichen. Bereits im Dezember war eine Delegation der Schule St Jean - Notre Dame aus Besançon zu uns nach Freiburg gekommen. Am 23. März wurden bei einem Gegenbesuch dort gemeinsame Projekte geplant. Als erstes gemeinsames Projekt
nehmen wir an einem Wettbewerb der Robert Bosch Stiftung zur Förderung grenzübergreifender Projekte zwischen Frankreich und Deutschland teil. Titel unseres Wettbewerbbeitrags: „éolécole“, ein Projekt zum Thema Wind (éolienne =Windrad, école=Schule). Im nächsten Schuljahr wird sowohl in Besançon als auch bei uns ein Windrad gebaut, wie bei der Photovoltaikanlage wieder unter möglichst großer Beteiligung der Schüler. Informationen und Anregungen dazu erhielten wir v.a. durch die fesa- Exkursion zu Herrn Hacker nach St. Georgen. In Freiburg bauen wir zunächst das Air Breeze Windrad (300 Watt). Die gewonnene Energie wird evtl. zum Aufladen von Schülerhandys oder Ähnlichem genutzt. In einem zweiten Schritt soll dann ein größeres Windrad entstehen. Außerdem führen beide Schulen im September einen Aktionstag zum Thema Nachhaltigkeit durch, dessen Ergebnisse untereinander geteilt und verglichen werden sollen.
Weitere Informationen unter
www.scolaire.de